Die Darmflora des Menschen umfasst schätzungsweise 100 Billionen Bakterien. Ein Großteil dieser Mikroben ist förderlich für die Gesundheit, andere haben jedoch eine schädliche Wirkung auf den Organismus. Wozu wir die Darmflora brauchen und wie wir sie pflegen oder wieder aufbauen können, erfahren Sie im Folgenden.

Definition: Was ist die Darmflora?

Im menschlichen Darm tummeln sich ungefähr 100 Billionen Bakterien. Zum Vergleich: Auf der gesamten Welt leben etwa siebeneinhalb Milliarden Menschen – im Darm einer Person befinden sich also 13.000 Mal so viele Bakterien wie Menschen auf der Erde.

Von der "Flora" des Darms spricht man, weil dessen Bewohner ursprünglich als Zugehörige der Pflanzenwelt galten. Mittlerweile weiß man jedoch, dass es sich vielmehr um Bakterien, aber auch Viren, Pilze und Archaeen (eine Gruppe zellulärer Lebewesen) handelt. Heute spricht man daher bevorzugt vom Darmmikrobiom.

Ein Großteil der Darmbakterien sind nützliche Helfer. Sie unterstützen uns bei der Verdauung, bilden Vitamine (B2, B7, B9, B12 und K) und stärken unsere körpereigenen Abwehrkräfte.

Vorwiegend befinden sie sich im Dickdarm. Aber auch im Enddarm, dem sogenannten Kolon, sind Darmbakterien nachweisbar.
 

Wie ist die Darmflora zusammengesetzt?

Die Zusammensetzung des Darmmikrobioms ist bei jedem Menschen individuell verschieden. Es gibt einige Bakterienstämme, die alle Menschen gemeinsam haben, doch identisch ist die Zusammensetzung des Mikrobioms zweier Menschen nie.

Ein wichtiger Faktor, der die Darmflora beeinflusst, ist die Ernährung. Jede Bakterienart bevorzugt eine bestimmte Art von Nahrung. Die einen mögen Kohlenhydrate, andere brauchen Proteine oder Fette. Daher macht sich eine Ernährungsumstellung immer auch im Darmmikrobiom bemerkbar: Bereits nach einem Tag ändert sich die Zusammensetzung der Bakterien.

Anhand der Zusammensetzung ihrer Darmflora lassen sich drei Typen von Menschen unterscheiden, wobei auch Mischtypen möglich sind:

  • Enterotyp 1: Hier dominieren die Bacteroides. Zu diesem Typ gehören Menschen, deren Ernährung viel Protein und gesättigte Fette enthält, also Leute, die viel Fleisch konsumieren.
  • Enterotyp 2: Der überwiegende Stamm sind hier die Prevotella-Bakterien. Sie fühlen sich im Darm von Personen wohl, die kohlenhydratreich essen, also zum Beispiel viele Getreideprodukte und Kartoffeln zu sich nehmen.
  • Enterotyp 3: Ruminococcus-Bakterien geben hier den Ton an. Sie lieben Zucker und besiedeln daher den Darm von Menschen, die gern süß essen.

Was die bevorzugte Nahrung der einzelnen Bakterientypen betrifft, ist sich die Wissenschaft jedoch noch uneins, sodass die die hier genannte Aufteilung nur eine mögliche Erklärung darstellt.

Gestörte Darmflora: Symptome einer Dysbiose

Eine gesunde Darmflora sorgt dafür, dass im Darm alles rund läuft. Treten jedoch Verdauungsstörungen auf, liegt die Vermutung nahe, dass es zu einer Dysbiose gekommen ist, also zu einer bakteriellen Fehlbesiedelung.

In diesem Fall ist das Verhältnis von nützlichen zu schädlichen Darmbakterien gestört. Dies kann verschiedene Folgen haben. Am häufigsten sind Symptome wie Verstopfung oder Durchfall, Blähungen und Bauchschmerzen.

Eine gestörte Darmflora wird jedoch auch mit zahlreichen Erkrankungen in Verbindung gebracht. Der Zusammenhang des Darmmikrobioms mit der Entstehung von Erkrankungen wie einer Depression, aber auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Autoimmunerkrankungen und sogar Krebs wird unter Wissenschaftlern heiß diskutiert.1,2,3,4

Macht eine gestörte Darmflora krank?

Aktuell ist jedoch noch nicht geklärt, ob eine Dysbiose tatsächlich zu der Entstehung der genannten und anderen Krankheiten beitragen kann. Ein kausaler Zusammenhang ist also noch nicht nachgewiesen.

Das gilt auch für Erkrankungen wie das Reizdarmsyndrom (RDS). Hier ist zwar festgestellt worden, dass es mit einer bakteriellen Fehlbesiedlung im Darm einhergehen kann. Allerdings weiß man noch nicht, ob "schlechte" Darmbakterien das RDS auslösen oder es umgekehrt dafür sorgt, dass sich die Zusammensetzung des Darmmikrobioms zum Negativen verändert.

Wie wirken Antibiotika auf die Darmflora?

Die Einnahme von Antibiotika kann nachweislich einen schädlichen Einfluss auf die Darmflora haben.5 Diese Medikamente töten nicht nur Krankheitserreger ab, sondern verändern die Zusammensetzung der Darmflora.

Nach einer Antibiose ist die Darmflora zwar nicht komplett verschwunden, aber doch oftmals stark dezimiert. Hinzu kommt, dass sich die Zusammensetzung zu schädlichen Bakterien hin verschoben hat. Deshalb kommt es nach der Einnahme von Antibiotika häufig zu Durchfall.

Wie baut man die Darmflora nach Antibiotika wieder auf?

Um Verdauungsprobleme nach einer Antibiotika-Therapie zu vermeiden, ist es sinnvoll, anschließend die Darmflora wieder aufzubauen. Zu diesem Zweck empfiehlt sich eine Kur mit Pro-, Prä- oder Synbiotika:

  • Probiotika sind lebensfähige, gesundheitsförderliche Bakterien, die oral eingenommen werden. 
  • Präbiotika sind Ballaststoffe, die diesen Bakterien als Nahrung diesen.
  • Bei Synbiotika handelt es sich um Präparate, die sowohl Pro- als auch Präbiotika enthalten.

Diese Präparate sind in Form von Kapseln, Pulver und Trinkkuren in der Apotheke oder im Drogeriemarkt erhältlich.

Wie nützlich sind Probiotika?

Zur Effektivität und dem Risiko der Probiotikaeinnahme herrscht Uneinigkeit. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse suggerieren, dass die dauerhafte Einnahme hochdosierter Probiotika überraschenderweise zu Verdauungsproblemen und sogar Verwirrtheitszuständen führen könnte.

Der Leiter besagter Studie6, Dr. Satish Rao, ist daher der Meinung, dass Mittel, mit denen man die Darmflora aufbaut, Medikamente seien und keine Nahrungsergänzungsmittel. Eine langfristige Einnahme von Probiotika sollte sicherheitshalber mit einem Arzt abgeklärt werden.

Damflora aufbauen mit Homöopathie – geht das?

Die Darmflora homöopathisch aufzubauen, ist nicht möglich. Ergänzend zur Darmkur können jedoch Homöpathika eingenommen werden, die auf die jeweiligen Beschwerden abgestimmt sind. Hier ist ein Besuch beim Heilpraktiker oder homöopathisch tätigen Arzt ratsam.

Wie lange dauert es, bis die Darmflora wieder aufgebaut ist?

Da keine zwei Menschen das gleiche Darmmikrobiom aufweisen, dauert auch die Erholung der Darmflora nach einer Antibiose unterschiedlich lange. Es kann daher mehrere Monate dauern, bis die Darmflora wieder ihre vormalige Zusammensetzung erreicht.

Stuhltransplantation zum Aufbau der Darmflora

Pro-, Prä- und/oder Synbiotika verhindern sogar möglicherweise, dass die Darmflora wieder ihren alten Zustand erreicht. Sinnvoller könnte laut einer wissenschaftlichen Untersuchung eine Stuhltransplantation sein.7

Zum Wiederaufbau der Darmflora wäre demnach insbesondere eine autologe Stuhltransplantation geeignet, bei welcher der Betroffene vor der Medikamentengabe eine Spende seines eigenen Stuhls abgibt und nach der Antibiose wieder erhält. Zu diesem Thema muss jedoch noch weiter geforscht werden.

Zur fäkalen Mikrobiatransplantation (FMT) wird auch in anderen Bereichen geforscht. Es gibt erste Hinweise, dass die Transplantation vom Stuhl einer gesunden Person anderen Menschen bei Stoffwechselstörungen und Krankheiten helfen könnte.8 Auch hier sind jedoch weitere wissenschaftliche Untersuchungen notwendig.
 

Referance: https://www..gesundheit.de | https://www.gesundheit.de/autoren/julia-heidorn